Getreu dem Motto, das Beste kommt zum Schluss, machten sich Christian
Seeberger und Ralf Gärtner gegen Ende der hiesigen Triathlonsaison auf die
Reise zur Weltmeisterschaft über die halbe Ironman-Distanz, welche dieses Jahr
erstmalig durch den österreichischen Austragungsort Zell am See in Europa
stattfand. Denn im Gegensatz zum großen Bruder, der Ironmanweltmeisterschaft
über die volle Distanz, die immer im Oktober auf Hawaii stattfindet, wechselt
die in Anlehnung an die gesamte Meilendistanz benannte
Halbdistanzweltmeisterschaft "Ironman 70.3" jedes Jahr den
Austragungsort.
Die beiden SSV-Athleten Ralf Gärtner und Christian Seeberger
hatten sich in ihren Altersklassen bereits zu Beginn der Saison durch das
erfolgreiche Abschneiden beim Ironman 70.3 in Luxemburg einen der begehrten
Startplätze sichern können. Während für Christian Seeberger die erfolgreiche
Qualifikation schon das i-Tüpfelchen war und er „nur“ ein gutes Rennen machen
wollte, reiste Ralf Gärtner in absoluter Topform und großen Ambitionen bereits
in den Vortagen an.
Getrennt aufgrund der Wellenstarts nach den jeweiligen Altersklassen
startete Christian Seeberger 13 Minuten vor Ralf Gärtner seinen Wettkampf über
1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und dem abschließenden Halbmarathon per
pedes.
Beim mit erlaubtem Tragen eines Neoprenanzuges ersten Part
absolvierten Schwimmen erwischte Christian Seeberger in seiner schwächsten
Disziplin einen guten Auftakt und verließ fast exakt im Zeitplan als 132.
seiner Altersklasse nach 30:56 Minuten den 20,8 Grad kalten See. Nicht am
Anschlag schwimmend gestaltete auch Ralf Gärtner den Auftakt erfolgreich und
lag schon hier mit nur geringem Rückstand als 16. in 25:05 Minuten
aussichtsreich im Rennen.
Während Christian Seeberger von Beginn an am Rad
viele ähnlich schnell geschwommenen Athleten um sich hatte und eine konstante
Aufholjagd startete, machte sich Ralf Gärtner gleich zu Beginn relativ auf sich
allein gestellt, auf, Plätze nach vorne gut zu machen. Nach 20 flachen
Kilometern wartete dann schon der Scharfrichter der Strecke auf die Athleten,
bei dem es in einem flachen, aber 14 km langen Anstieg bis zum Filzensattel
empor ging. Während das Thermometer bereits über 30 Grad anzeigte, schaffte es
Ralf Gärtner bis zum höchsten Punkt auf Athleten aufzufahren, die ihm sonst in
der zweiten Disziplin überlegen sind und das obwohl er den Anstieg mit Bedacht
hoch fuhr. Auch der starke Radfahrer Christian Seeberger arbeitete sich
im Anstieg weiter nach vorne. Als ehemaliger BMX-Fahrer machte sich Gärtner in
der halsbrecherischen Abfahrt Richtung Saalfelden seine Künste zunutze und
hängte weitere Athleten ab, bis er auf dem danach folgenden restlichen flachen
Segment auf die Radgruppe um Christian Seeberger auffuhr, mit der er die
letzten 40 km bis zum Wechsel ansteuerte. Immer in Bedacht, durch die
mittlerweile dicht bevölkerte Radstrecke keine Zeitstrafe wegen
Windschattenfahren zu kassieren, musste er teils unrhytmisches Fahren in Kauf
nehmen.
Mit zwei äußerst starken Radleistungen wechselten Christian Seeberger
(2:22:32) als mittlerweile 32., Ralf Gärtner nach 2:16:31 Std. auf dem Rad als
4. seiner Altersklasse in Schlagdistanz zur Spitze auf die abschließende
Laufstrecke. Während auf der leicht welligen, aber doch sehr eckigen und von
Zuschauermassen schon fast übervölkerten kleinen Ort Zell am See die
Laufstrecke nicht für Bestzeiten geeignet war, musste Christian Seeberger
aufgrund der großen Hitze schon zu Beginn sein angestrebtes Lauftempo darüber
hinaus drosseln. Auch in der Folge war nur noch normales Joggingtempo möglich,
weswegen er mit einer Halbmarathonzeit von 1:57:10 nach 4:58 Stunden als
Gesamt-719. und 133. seiner Altersklasse M 35 wieder zurück fiel, aber dennoch
auf ein absolutes Highlight seiner Triathlonkarriere zurückblicken konnte.
Ralf
Gärtner hingegen musste sich zu Beginn des Laufes schon fast bremsen, so voller
Adrenalin und gepuscht durch die Zuschauermassen, aber auch mitgereisten
Betreuer, lief er los. Nie im Bilde, wie weit vorne er sich wirklich befand,
lief er sein eigenes Rennen und versuchte unabhängig von der Platzierung das
Maximale aus sich heraus zu holen. Das war insbesondere auf den letzten 5
Kilometer nötig, wo es für ihn richtig hart wurde und er sprichwörtlichen mit
dem letzten Tropfen ins Ziel kam. Mit der starken Laufleistung (1:24:01 Std.)
arbeitete er sich mit einer Gesamtzeit von 4:13 Stunden bis auf den
Vizeweltmeisterplatz seiner Altersklasse nach vorne und ließ als drittbester
Amateur und Gesamt-31. sogar Profistarter hinter sich. Als er das
Ergebnis eine Stunde nach seinem Zieleinlauf endlich offiziell erfuhr,
kannte die Freude keine Grenzen mehr.
Während sich Ralf Gärtner direkt im Anschluss in den verdienten Urlaub
verabschiedete, wartet für Christian Seeberger und seine Teamgefährten schon am
kommenden Sonntag beim Mannschaftstriathlon im hessischen Baunatal der
abschließende Wettkampf in der 2. Bundesliga.