Freitag, 4. September 2015

Ralf Gärtner wird Altersklassen-Vizeweltmeister


Getreu dem Motto, das Beste kommt zum Schluss, machten sich Christian Seeberger und Ralf Gärtner gegen Ende der hiesigen Triathlonsaison auf die Reise zur Weltmeisterschaft über die halbe Ironman-Distanz, welche dieses Jahr erstmalig durch den österreichischen Austragungsort Zell am See in Europa stattfand. Denn im Gegensatz zum großen Bruder, der Ironmanweltmeisterschaft über die volle Distanz, die immer im Oktober auf Hawaii stattfindet, wechselt die in Anlehnung an die gesamte Meilendistanz benannte Halbdistanzweltmeisterschaft "Ironman 70.3" jedes Jahr den Austragungsort.
 
 
 
Die beiden SSV-Athleten Ralf Gärtner und Christian Seeberger hatten sich in ihren Altersklassen bereits zu Beginn der Saison durch das erfolgreiche Abschneiden beim Ironman 70.3 in Luxemburg einen der begehrten Startplätze sichern können. Während für Christian Seeberger die erfolgreiche Qualifikation schon das i-Tüpfelchen war und er „nur“ ein gutes Rennen machen wollte, reiste Ralf Gärtner in absoluter Topform und großen Ambitionen bereits in den Vortagen an.

Getrennt aufgrund der Wellenstarts nach den jeweiligen Altersklassen startete Christian Seeberger 13 Minuten vor Ralf Gärtner seinen Wettkampf über 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und dem abschließenden Halbmarathon per pedes.
Beim mit erlaubtem Tragen eines Neoprenanzuges ersten Part absolvierten Schwimmen erwischte Christian Seeberger in seiner schwächsten Disziplin einen guten Auftakt und verließ fast exakt im Zeitplan als 132. seiner Altersklasse nach 30:56 Minuten den 20,8 Grad kalten See. Nicht am Anschlag schwimmend gestaltete auch Ralf Gärtner den Auftakt erfolgreich und lag schon hier mit nur geringem Rückstand als 16. in 25:05 Minuten aussichtsreich im Rennen.
Während Christian Seeberger von Beginn an am Rad viele ähnlich schnell geschwommenen Athleten um sich hatte und eine konstante Aufholjagd startete, machte sich Ralf Gärtner gleich zu Beginn relativ auf sich allein gestellt, auf, Plätze nach vorne gut zu machen. Nach 20 flachen Kilometern wartete dann schon der Scharfrichter der Strecke auf die Athleten, bei dem es in einem flachen, aber 14 km langen Anstieg bis zum Filzensattel empor ging. Während das Thermometer bereits über 30 Grad anzeigte, schaffte es Ralf Gärtner bis zum höchsten Punkt auf Athleten aufzufahren, die ihm sonst in der zweiten Disziplin überlegen sind und das obwohl er den Anstieg mit Bedacht hoch fuhr. Auch der starke Radfahrer Christian Seeberger arbeitete sich  im Anstieg weiter nach vorne. Als ehemaliger BMX-Fahrer machte sich Gärtner in der halsbrecherischen Abfahrt Richtung Saalfelden seine Künste zunutze und hängte weitere Athleten ab, bis er auf dem danach folgenden restlichen flachen Segment auf die Radgruppe um Christian Seeberger auffuhr, mit der er die letzten 40 km bis zum Wechsel ansteuerte. Immer in Bedacht, durch die mittlerweile dicht bevölkerte Radstrecke keine Zeitstrafe wegen Windschattenfahren zu kassieren, musste er teils unrhytmisches Fahren in Kauf nehmen.
Mit zwei äußerst starken Radleistungen wechselten Christian Seeberger (2:22:32) als mittlerweile 32., Ralf Gärtner nach 2:16:31 Std. auf dem Rad als 4. seiner Altersklasse in Schlagdistanz zur Spitze auf die abschließende Laufstrecke. Während auf der leicht welligen, aber doch sehr eckigen und von Zuschauermassen schon fast übervölkerten kleinen Ort Zell am See die Laufstrecke nicht für Bestzeiten geeignet war, musste Christian Seeberger aufgrund der großen Hitze schon zu Beginn sein angestrebtes Lauftempo darüber hinaus drosseln. Auch in der Folge war nur noch normales Joggingtempo möglich, weswegen er mit einer Halbmarathonzeit von 1:57:10 nach 4:58 Stunden als Gesamt-719. und 133. seiner Altersklasse M 35 wieder zurück fiel, aber dennoch auf ein absolutes Highlight seiner Triathlonkarriere zurückblicken konnte.
Ralf Gärtner hingegen musste sich zu Beginn des Laufes schon fast bremsen, so voller Adrenalin und gepuscht durch die Zuschauermassen, aber auch mitgereisten Betreuer, lief er los. Nie im Bilde, wie weit vorne er sich wirklich befand, lief er sein eigenes Rennen und versuchte unabhängig von der Platzierung das Maximale aus sich heraus zu holen. Das war insbesondere auf den letzten 5 Kilometer nötig, wo es für ihn richtig hart wurde und er sprichwörtlichen mit dem letzten Tropfen ins Ziel kam. Mit der starken Laufleistung (1:24:01 Std.) arbeitete er sich mit einer Gesamtzeit von 4:13 Stunden bis auf den Vizeweltmeisterplatz seiner Altersklasse nach vorne und ließ als drittbester Amateur und Gesamt-31. sogar Profistarter hinter sich. Als er das Ergebnis eine Stunde nach seinem Zieleinlauf endlich offiziell erfuhr, kannte die Freude keine Grenzen mehr. 
 

Während sich Ralf Gärtner direkt im Anschluss in den verdienten Urlaub verabschiedete, wartet für Christian Seeberger und seine Teamgefährten schon am kommenden Sonntag beim Mannschaftstriathlon im hessischen Baunatal der abschließende Wettkampf in der 2. Bundesliga.